Mohamed Ibrahim

Wolfsburg, Freitag 12.02.2010 

Thema: Bedenke, was du sagst!

Liebe Brüder und Schwestern,

Allah der Erhabene hat seinen Propheten (s) dazu angehalten, Geschichten zu erzählen, damit die Menschen sich darüber ihre Gedanken machen mögen und vielleicht auch davon lernen.

„Es gab einmal einen Vater, der einen schwierigen Sohn hatte. Dieser hat sich immer wieder aufgeregt und hat andere in diesem Zustand beschimpft und beleidigt. Und der Vater wusste nicht, was er mit diesem Sohn machen kann, bis er eines Tages auf eine Idee kam, welche er alsbald in die Tat umsetzte:

Er gab seinem Sohn einen Beutel voller Nägel und sagte zu ihm:

„Pass auf mein lieber Sohn: Jedes Mal, wenn du dich aufregst und wütend wirst und dazu neigst, jemanden zu beleidigen oder zu beschimpfen, dann geh zum Zaun unseres Gartens und schlag dort einen Nagel ein.“

Am ersten Tag schlug der Sohn viele Nägel in den Zaun, und das störte ihn, denn es kostete Zeit und Kraft, so dass er erkannte, er müsste langsamer machen und müsste versuchen, sich weniger aufzuregen, damit er nicht jedes Mal zu diesem Zaun gehen und Nägel einschlagen muss! Und so wurden es von Tag zu Tag weniger Nägel, die er einzuschlagen hatte, bis er eines Tages voller Stolz zu seinem Vater kam und sagte:

„Heute musste ich keinen einzigen Nagel einschlagen!“

Und der Vater sagte zu ihm: „Gut gemacht, mein Sohn! Aber ab heute sollst du für jeden Tag, an dem du nicht in Streit mit jemandem gerätst, einen Nagel wieder aus dem Zaun herausziehen!“

Auch dies tat der Sohn, wenngleich es auch dauerte, Wochen und Monate vergingen, bis er damit fertig war. Dann kam er zu seinem Vater und sagte:

„Vater! Ich bin heute fertig geworden! Es gibt keinen Nagel mehr in unserem Zaun!“

Da sagte der Vater zu ihm: „Gut gemacht! Aber jetzt wollen wir gemeinsam zu unserem Zaun gehen!“ Dort sagte er zu ihm: „Siehst du jetzt den Zaun? Wie ist sein Zustand? Ist es der Zustand, in dem dieser Zaun war, bevor du diese Nägel da eingeschlagen hast? Nein! Da siehst du die Löcher und die Spuren, die dein Handeln hinterlassen hat!

Und weißt du? Ganz ähnlich verhält es sich, wenn wir Menschen beschimpfen oder beleidigen und etwas Schlechtes sagen. Das ist wie ein Pfeil, den man gegen jemanden richtet und ihn dann damit ins Herz trifft. Und auch wenn man sich danach entschuldigt, so bleibt trotzdem etwas im Herzen dieses Menschen!“

Die Zunge – liebe Brüder und Schwestern – ist eine Gabe Allahs an uns, damit wir uns verständigen, miteinander reden können, uns äußern können.

Allah sagt: „Haben Wir ihm nicht zwei Augen gemacht, eine Zunge und zwei Lippen“ (Koran 90:8-9)

Gegeben damit der Mensch in der Lage ist, sich zu äußern, sich verständlich zu machen. 

Wichtig ist aber auch zu wissen, dass alles, was wir sagen, festgehalten, niedergeschrieben wird, und wir dafür zur Rechenschaft gezogen werden, so hat es Allah im Koran (50:18) gesagt. Jedes Wort, welches gesprochen wird, wird auch gleichzeitig niedergeschrieben, festgehalten durch 2 Engel. Und entsprechend hat der Prophet (s) gesagt, dass das Meiste, das Schlimmste, was die Menschen in die Hölle bringt, ist eben das, was sie sagen!

Als der Prophet (s) eines Tages von einem seiner Gefährten gefragt wurde: „Wie kann ich mich retten?“, da antwortete er: „Bewahre dir deine Zunge!“ D.h. überleg dir, was du sagen willst, bevor du es sagst!

Es gibt verschiedene Situationen – liebe Brüder und Schwestern – in denen uns der Prophet zu einem bestimmten Verhalten aufgefordert hat, und auch zu dem, was wir dann sagen sollen.

„Der Dank“ ist zum Beispiel eine dieser verschiedenen Situationen. Dass man sich bedanken soll, wenn man Gutes erfahren hat, dass man „Danke!“ sagt, dass man auch sagt: „Möge Allah es dir reichlich belohnen!“

Denn dies führt dazu, dass die Beziehungen zu den Menschen besser werden, und dass die Menschen auch motiviert werden, weiterhin Gutes zu tun.

„Der gute Ratschlag“, „Die gute Empfehlung“ – auch dazu hielt uns der Prophet (s) an, und dies auch in der entsprechenden vernünftigen guten Art und Weise, damit man seinen Bruder oder seine Schwester nicht bloß stellt beim Geben von Ratschlägen, und dies auch in einem guten und schönen Ton, dass dieser gute Ratschlag angenommen wird.

Wir müssen aber auch Maß halten beim Loben eines Menschen, damit dieser nicht dazu verleitet wird, überheblich zu werden – so hat es der Prophet Mohamed (s) gesagt: wenn wir loben, dann sollen wir sagen, dass wir so denken von dieser Person, und Allah weiß am besten Bescheid über diese Person.

Und umgekehrt wenn wir über jemanden urteilen oder Negatives sagen, dann muss man bei der Gerechtigkeit bleiben, gerecht sein.

Wenn jemand Gutes tut, dann sollen wir das ihm auch sagen, wenn jemand aber Schlechtes tut, dann sollen wir ihm das ebenso sagen, aber in einer vernünftigen und guten Art und Weise.

Wir werden ebenfalls dazu angehalten, unsere Gefühle gegenüber anderen zu zeigen, zu äußern, die Zuneigung, die Anerkennung, die Liebe auf dem Wege Allahs.

Eines Tages hat ein Gefährte des Propheten (s) zu ihm gesagt, ich liebe den Menschen „Soundso“ für Allah, also auf seinem Weg, da sagte der Prophet (s) zu ihm: „Hast du ihm das denn gesagt?“, worauf dies der Mann verneinte. Da sagte der Prophet (s) zu ihm: „Geh hin zu ihm und sage ihm, dass du ihn liebst, für die Sache Allahs, auf dem Wege Allahs.“

Und als Antwort, da hat der Prophet (s) gesagt, soll man sagen: „Möge Allah dich lieben, so wie du  mich seinetwegen geliebt hast.“

Das sind eben verschiedene Situationen – liebe Brüder und Schwestern – wo es wichtig ist, was man sagt, und dass man das Richtige sagt, und wenn wir immer überlegen, bevor wir etwas sagen, dann ist das gut für unser Leben und unseren Alltag hier aber auch für unser jenseitiges Leben.

Wenn sich jeder so verhalten würde, dann würden viele Konflikte und Probleme nicht erst entstehen! 

Möge Allah der Erhabene uns zu seinen rechtschaffenen Dienern zählen lassen, Amen!